Nach der Hitze kam das Feuer
Kolumne Februar 2019
Seit dem Schuljahresbeginn Ende Januar gehöre ich zum Abschlussjahrgang meiner High School. So durften wir die neuen Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse am Waimea College begrüssen und ihnen die Schule zeigen.
Der Schulbetrieb ging erst in der zweiten Woche richtig los. Dies stimmt aber auch nicht wirklich, weil wir drei Tage schulfrei hatten. Der Waitangi Day, der jeweils am 6. Februar gefeiert wird, ist Neuseelands Nationalfeiertag. Er erinnert an die Unterzeichnung der «Treaty of Waitangi», dem wohl wichtigsten Dokument zwischen den eingeborenen Maori und den britischen Kolonialisten, das Neuseeland im Jahre 1840 unter die Obhut der Britischen Krone stellte. Ich besuchte an diesem Tag mit meiner Gastfamilie ein Food Festival im sogenannten Founders Park, einem Themenpark, der sich mit der Vergangenheit des Landes beschäftigt. Dort gab es Essensstände aus aller Welt und natürlich auch Darbietungen der Maori. Feuerwerk gab es leider keines, denn einen Tag zuvor war unweit von Nelson ein verheerender Waldbrand ausgebrochen. Zwei Monate Trockenheit und Hitze hatten definitiv ihre Spuren hinterlassen. Saftige Wiesen und Felder waren komplett ausgetrocknet.
Auf dem Nachhauseweg vom Strand schaute ich aus dem Busfenster. Plötzlich fiel mir eine grosse Rauchsäule Richtung Richmond, wo ich wohne, auf. Sie ragte senkrecht in den Himmel und liess in mir ein ungutes Gefühl aufsteigen. Daheim angekommen, war ich erleichtert. Das Feuer brannte einige Kilometer weiter südlich. Die Rauchschwaden, die hoch über den Dächern vorbeizogen, verdeckten die Sonne und liessen deren diffuses Licht rötlich hindurchschimmern.
Der Grossbrand hatte eine Evakuierung von 3000 Personen, die direkt neben den betroffenen 2300 Hektaren Wald wohnen, zur Folge. Duzende Helikopter, viele Feuerwehrleute und das Militär bekämpften das Feuer. Alle waren sichtlich angespannt, da durch die Trockenheit jederzeit ein weiteres Feuer ausbrechen konnte. Dies geschah dann auch nahe der Stadt, weil irgendwelche Idioten an zwei Orten Wälder anzündeten. Diese Feuer waren glücklicherweise ziemlich schnell unter Kontrolle. Nach rund einer Woche intensiver Löscharbeit konnte man auch das Hauptfeuer bändigen. Durch die ganzen Strapazen wird in der Region jedoch langsam das Wasser knapp. Die Schule wurde zum Beispiel gebeten, den Wasserverbrauch um 25 Prozent zu senken.
So konnte nun endlich der Schulalltag beginnen. Mit dem Sporttag stand ein Höhepunkt des Schuljahres an. Am Waimea College gibt es vier verschiedene Häusergemeinschaften, welche sich an verschieden Wettkämpfen während des Schuljahres messen. An jenem Tag musste ich keine Uniform tragen, sondern in der Farbe meines Hauses, also in Grün, aufkreuzen. Nach dem Schrecken wegen des grossen Feuers genossen wir einen Tag voller Spiel und Spass.
Veröffentlicht im Wohler Anzeiger / Bremgarten Bezirksanzeiger am 1. März 2019